Was bedeutet „plastikfrei“ für mich?

Plastikfrei zu Leben ist schnell gesagt. Doch es bedeutet mir so viel mehr. Es ist nicht nur damit getan, in einem Unverpackt Laden einzukaufen, festes Shampoo zu benutzen und auf meinen Coffee To Go zu verzichten .

Es ist ein Wort, hinter dem ein langer Prozess steht. Eine Entwicklung der Persönlichkeit und eine Frage vor jeder Handlung. Plastikfrei bedeutet für mich, klar auf Plastik zu verzichten. Aber das ist nicht das Ende der Geschichte und auch nicht der Anfang. Es ist viel eher eine kurze Beschreibung für ein Leben jenseits des standarisierten Mittelstandes. Für ein Leben welches sich lohnenswert anfühlt.

„Ich habe heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um dir ihr Leben zu schenken.“
Christian Morgenstern

Im Grunde habe ich mir schon immer über alles mögliche meinen Kopf zerbrochen. Die kleinsten Dinge hinterfragt, um am Ende oftmals ohne zufriedenstellende Antwort da zu stehen. Vor allem stellte ich nicht die richtigen Fragen. Mit meinem Sohn ging das alles dann ganz plötzlich.

Meine Art zu denken änderte sich, mit der Geschwindigkeit eines D-Zuges. Ich habe nicht mehr nur noch Fragen gestellt oder Probleme angesprochen. Nein, ich habe plötzlich mit einer Intensität dafür eingestanden und mir eine Meinung gebildet, die ich verteidigen kann und will.

Während wir früher durchaus während des Einkaufens die Mengen an Müll wahrgenommen haben, kann ich nun einfach nicht mehr weg sehen. Während ich mich früher fragte, wieso sich Menschen ihr Leben so schwer machen, weil sie auf bestimmte Anbauweisen der Lebensmittel achten, nur Naturmaterialien an ihrer Haut ertragen oder ihre Kinder einschränken, durch weniges Spielzeug und sie immer ein wenig schmuddelig rum laufen ließen. Weiß ich jetzt und es ist wie eine Erleuchtung, dass es keine Einschränkung oder ein schmerzhafter Verzicht ist, sondern ein wertschätzen der eigenen Person, der Natur, den eignen Bedürfnissen und des Körpers.

Es ist kein Verzicht, nein es ist ein Gewinn.

Die Kinder sind nicht schmuddelig weil die Eltern sich nicht kümmern.

Sie geben ihnen einfach die Freiheit sich in ihrer Umwelt zu entdecken, stetig ihren Horizont zu erweitern. Das bedeutet bei kleinen Kindern eben, sich zu bekleckern, mit den Händen im Sand zu wühlen wann immer es geht, kleine Steine zu sammeln und sich nass zu machen. Egal wann! Denn Kinder haben keine Gesellschaftlichen Pflichten, den Druck in eine Norm zu passen und Stress, nur Dinge zu lernen die sie später einmal weiter bringen. Und wer sind wir, ihnen diese furchtbaren Dinge schon so früh auferlegen zu wollen. Würden wir nicht selber gerne den Stress des Lebens und unsere Verantwortung hin und wieder an den Nägel hängen, Sandburgen bauen und Blümchentee kochen?

Auf natürliche Rohstoffe zurück zu greifen ist nicht komisch sondern der Ursprung.

Auf einen Anbau ohne Giftstoffe zu achten ist nicht etepetete sondern elementar. Denn alle Entscheidungen die wir treffen, betreffen am Ende nicht nur uns. Alles hat seinen Preis und Gift auf unser Gemüse zu sprühen, nur damit wir mehr Ertrag für weniger Geld haben und am Ende eine Schnecke weniger im Salat krabbelt, tötet die Erde. Es ist also ein Trugschluss das so mehr Ertrag entsteht, denn es ist kurzsichtig. In kurzer Zeit gibt es mehr Ertrag, ja. Doch auf lange Sicht, stirbt der Boden und alles was sich in ihm Befindet, seine Fruchtbarkeit vergeht.

Also wie falsch habe ich früher gelegen? So falsch wie es nur geht. Natürlich, ich wusste es nicht besser und hinterher ist man immer klüger. Aber zu wissen, wie viele Menschen die selben Vorurteile haben und kurzsichtig handeln, macht mich heute fast wahnsinnig. Ich renne nicht rum und predige, aber wer fragt bekommt Antworten (sofern ich Antworten habe), wer sich ändern möchte wird unterstützt und wem der erste Schritt schwer fällt, dem helfe ich auf die Füße.

Ich habe eine neue Welt entdeckt. Eine Welt die für mich früher unverständlich war.

Darum bedeutet plastikfrei für mich, nicht nur auf Plastik zu verzichten.

Es bedeutet für mich den Anfang eines endlosen Weges, auf dem ich versuche die Welt zu verstehen, ihr nicht zu schaden, meinen Platz auf ihr zu finden und am Ende sagen zu können, ich habe getan was ich konnte und vielleicht noch mehr ;).

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